Im Rahmen meiner Yogalehrer-Ausbildung hatte ich auch Berührung mit dem Ayurveda. Ayurveda ist das „Wissen vom Leben“ und die traditionelle indische Heilkunst. Der einfachste Zugang zum Ayurveda ist sicher über Rituale wie z.B. die Nasendusche oder über die Ernährung. Bei weiterer Beschäftigung mit dem Ayurveda bin ich neulich auf das Thema Marma-Therapie gestoßen und konnte damit offen gesagt gar nichts anfangen. Alles, was ich bei einer spontanen Internet-Recherche dazu gefunden habe, fand ich total kompliziert.

Zum Glück gibt es in meinem Netzwerk aber Carola von vitalize-me, sie ist nicht nur Yogalehrerin, sondern auch Marma-Therapeutin. Und so kam mir dann auch gleich die Idee, Carola zu interviewen und mir das komplexe Marma-Thema für den Laien verständlich erklären zu lassen…

Carola: Marma-Therapie ist eines der großen Werkzeuge ayurvedischer Heilung. Es handelt sich um eine manuelle Therapie mit Händen, erste Aufzeichnungen darüber sind bereits in vedischen Texten aus 6.000 – 1.500 v. Chr. zu finden. In einer der wichtigsten klassischen Schriften des Ayurveda, der Suśruta-Samhita werden 107 wichtige Energiepunkte (Marmas) beschrieben. Es heißt, dass die Vitalkraft des Menschen in diesen besonderen Punkten, den „Marmas“, gehalten wird. Diese kann man sich als Verbindungspunkte zwischen Chakren, Organen, Nadis, Gewebe- und Knochenstrukturen vorstellen.

Schaubild mit Markapunkten

Die Marma-Punkte gelten als „Sitz des Lebens“, die den Fluss der Lebensenergie (Prana) subtil steuern und regulieren.

Bekannter als die Marma-Therapie ist bei uns die Akupunktur aus der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Die Basis beider Lehren ist die gleiche, sie haben sich jedoch in unterschiedliche Richtungen weiterentwickelt. Während bei der Akupunktur z.B. mit Nadeln gearbeitet wird, werden bei der Marma-Therapie die Hände genutzt.

 Marma-Therapie bedeutet auch „Be-handlung“ (Therapie mit den Händen) dieser besonderen Energiepunkte. Körper und Geist können dadurch balanciert werden, der Organismus darf entgiften, stärken, sich vitalisieren, entspannen. Energetische Blockaden können gelöst werden und das Ganze fühlt sich gut und sehr entspannend an.

Im Ayurveda geht es grundsätzlich um die Erhaltung eines guten Lebens. So ist es auch mit der Marma-Therapie. Es ist daher auch ausdrücklicher Wille, dass der Klient lernt, wie er sich selbst helfen kann. Die Marma Punkte stehen jedem zur Verfügung. Am Ende des Artikels gebe ich dir zwei Tipps, wie du dich selbst massieren kannst. 

Was ist eine Marma Massage und was unterscheidet sie von anderen Massagen (Wellness, Thai, Lymph)?

Carola: Marma-Therapie ist als manuelle Therapie keine Massage im üblichen Sinn. Es ist eine punktuelle Behandlung. Anders als bei der klassischen Massage wird der Körper nicht mit streichenden Bewegungen bearbeitet, sondern nur die jeweiligen Marma-Punkte durch sanften Druck stimuliert. Da es sich genau wie eine klassische Massage sehr entspannend anfühlt, wird es durchaus als Massage verstanden. Die Marma-Therapie zielt allerdings weniger auf den Wellness-Gedanken, als ganz speziell auf den therapeutischen Ansatz zu den individuellen Themen, die ein Klient mitbringt (z.B. Stress, Verspannungen, Atemwegserkrankungen etc.).

 Wenn du die Marmapunkte kennst, wirst du feststellen, dass auch in anderen Massagesystemen bzw. manuellen Therapien wie z.B.in der Osteopathie, genau diese Punkte angesprochen werden. Alles basiert auf den gleichen Ursprüngen und wird unter anderen Gesichtspunkten weiterentwickelt.

Wanddeko Marma-Therapie Raum

Gibt es DIE eine Marma-Therapie oder gibt es da verschiedene Ausprägungen/Stile ähnlich wie beim Yoga?

Carola: Tatsächlich gibt es in Europa DIE eine. In Europa basiert die Ausbildung auf Dr. med. Ernst Schrott, Arzt für Naturheilverfahren und Homöopathie; Mitbegründer und Leiter der Deutschen Ayurveda Akademie, Gründungsmitglied und Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Ayurveda.

Das Wissen darüber war in der westlichen Welt verloren und Dr. Schrott hat für eine Wiederbelebung gesorgt. Er hat verschiedene Bücher veröffentlicht und für entsprechende Ausbildungen in Europa gesorgt.

 Den Ursprung findest du natürlich in Indien, wo die Marma-Therapie weiter therapeutisch genutzt wird. Hier wird in Kursen das Wissen vermittelt und z.B. in Ayurvedakliniken angewendet. Das Wissen ist wichtig, da z.B. die Marmapunkte bei Operationen nicht geschnitten werden sollen. Warum? Weil in Ihnen das Leben gehalten wird. Und werden sie verletzt, fließt das Leben auch aus ihnen heraus. Von daher bedarf es natürlich dieser wichtigen Kenntnisse. Klassisch wird in Indien mit der Marma-Therapie als unterstützende Therapie gearbeitet.

 Ich hatte das große Glück, dass ich bei einem indischen Arzt lernen durfte. Meine Ausbildung erfolgte durch Dr. Devendra Mishra bei Yoga Vidya in Bad Meinberg.

Buch über Marmatherapie

Wann ist die Marma-Therapie geeignet?

Carola: Die Marma-Therapie ist vielseitig einsetzbar. Sie kann beispielsweise unterstützend wirken bei…

Stress, Erschöpfung, Schlafproblemen

Themen rund um die Atemwege / Ohren

Themen rund um Verdauung und Stoffwechsel

Themen rund um das Herz–/ Kreislauf System

Problemen mit dem Stütz- und Bewegungsapparat z.B. Rücken, Schultern, Nacken, Gelenken, Hände, Füsse

Das hört sich jetzt so an, wie bei allen anderen, daher lass es uns konkreter machen:
Schulterschmerz, Spannungskopfschmerz, Ohrenschmerzen, verstopfte Nase, Verstopfung, verspannte Kiefermuskulatur, Stoffwechselstörungen, angestrengte Augen und auch ganz intime Themen können Hilfe erfahren.

Wenn du dich etwas mit Ayurveda und den Doshas auskennst, dann haben die Marma-Punkte auch hier ihre ganz eigenen Qualitäten. In den Punkten werden die Essenzen von Prana (Lebensenergie), Tejas (Lebensfeuer) und Ojas (Lebenskraft) gehalten. Eine Behandlung wirkt z.B. bei Erschöpfung.

Handtücher mit Schriftzug vitalize me

Für wen ist sie geeignet?

Carola: Tatsächlich für alle – in allen Lebensjahren und auch für Menschen mit höherem Körpergewicht oder Erkrankungen wie Adipositas, Lipödem oder Lymphödem, Neurodermitis, Diabetes, Asthma oder Depressionen können mit der Marma-Therapie ebenfalls Linderung erfahren.

Die Behandlung kann im Sitzen oder Stehen stattfinden. Die meisten mögen liegen, weil man sich da einfach noch besser entspannen kann. Die handelsüblichen Liegen sind übrigens für ein Körpergewicht bis 120 kg ausgelegt. Ansonsten gibt es keine Beschränkung.

 Natürlich sind akute Themen zu berücksichtigen – also ein Herzinfarkt sollte dich immer ins Krankenhaus führen. Keine Behandlung erfolgt im Bereich einer frischen OP-Narbe und natürlich wird auch nicht in einer offenen Wunden behandelt.

 Wenn du dich nicht ausziehen möchtest, ist das auch kein Problem. Die Marma-Therapie kann auch in bekleidetem Zustand durchgeführt werden. Wenn du das ölig-flupschige Gefühl auf der Haut nicht magst oder mit Hautirritationen reagierst, kann die Therapie auch ohne die Nutzung von Ölen erfolgen.

 Eine bestehende Schwangerschaft ist allerdings etwas sehr Besonderes. Hier sind ja schon 2 Energien aktiv. Daher ist es hier ratsam, erst einmal ein Beratungsgespräch mit dem Therapeuten zu führen.

Raumdekoration Therapieraum

Auf deiner Website schreibst du, dass du zu Beginn einer Massage ein Chakra Balancing machst. Was ist das und warum ist das nötig?

Carola: Für mich ist es ein Einstieg in die Behandlung. Es ist nicht zwingend notwendig. Wenn es schnell gehen soll, kann darauf auch verzichtet werden. Ich finde es jedoch sehr sinnvoll, weil Chakra Balancing ein Ausgleichen der Hauptchakren ist, die sich in unserer Körpermitte quasi entlang der Wirbelsäule befinden. Im Yoga kennen wir sie sehr gut.

An unseren Chakren können wir sehr gut ablesen, ob wir auf allen Ebenen in gesunder Balance schwingen oder bestimmte Bereiche aus dem Takt geraten sind. 
Das Balancing sorgt zudem dafür, erst einmal die Gedanken zu beruhigen, die Aufregung abzulegen etc.. Das allein fühlt sich schon mal gut an. Entspannt vom Denken an die Alltagsthemen, kannst du ruhig werden, loslassen und dich öffnen. Es ist eine energetische Arbeit, die zum Ausgleich führt.
Hier findet also bereits ganz entscheidende Arbeit statt, die dafür sorgt, dass anschließend dein Gesamtsystem wieder besser, harmonischer schwingt.

Und das Balancing ist einfach ein guter Start, um gemeinsam in Kontakt zu kommen. Es hat ja auch mit sehr viel Vertrauen zu tun, wenn man an seinem Körper berührt wird.

Darstellung der 7 Hauptchakren

Bei der Terminbuchung fragst du nach Infos, die dir bei der Vorbereitung helfen. Was könnte das sein?

Carola: Ja, das ist einfach wichtig, um zu wissen, mit welchen Themen du kommst. Was ist dein momentanes Hauptthema, für das du Hilfe benötigt. Beschreibe das in 3 Sätzen.

Hierbei kann es sich zum Beispiel um Hinweise zu Kopfschmerzen/Migräne oder Schulter-/Nackenbeschwerden handeln. Natürlich sprechen wir auch vor der Behandlung noch miteinander und klären Details.

Wie bist du eigentlich auf die Marma-Therapie gekommen? Wie hast du dieses Thema für dich entdeckt?

Carola: Mit Yoga, Aryuveda und Therapie beschäftige ich mich ja schon eine ganze Weile. Erst während der Yogalehrerausbildung und dann noch einmal mehr in der Ausbildung zum Yogatherapeuten. Ayurveda hat so viel Hilfreiches für uns parat. Und eine Möglichkeit war die manuelle Therapie der Marmas. Ich habe zuerst in einem Buch darüber gelesen und fand dann ein passendes Angebot zur Ausbildung.

Also, ich denke auch, die Themen finden dich. Du kennst das von dir. Du hättest vor einigen Jahren nie gedacht, womit du dich heute beschäftigst.

Melli (lacht): Allerdings! Das ich mal Yogalehrerin werde und speziell Frauen mit Größe unterrichte, hätte ich mir nie vorgestellt!

Gibt es einen Marmapunkt, den man auch zuhause selbst massieren kann, um sich etwas Gutes zu tun?

Carola: Nicht nur einen. Die Marma-Therapie zielt ja genau wie Ayurveda darauf ab, dass du dir selbst helfen kannst. Die Marma-Therapie möchte dich nicht wochen- oder monatelang an sich binden. Es geht um die eigenen Möglichkeiten zur Selbsthilfe.

 Es gibt Masterpoints, Punkte die schnell wirken und Punkte, die ihre Zeit benötigen.

Es bieten sich also die schnell wirkenden – quickacting Points – an. Und was für dich gerade interessant ist, ist halt abhängig von deinem momentanen Thema.  Es gibt z.B. einen Schmerzpunkt, der sich an der rechten und linken Hand befindet. Und vielleicht hast du ihn schon gerieben, ohne zu wissen warum.

 Die Punkte wirken nämlich, ob du daran glaubst oder nicht. Und manchmal sagt uns unsere Intuition, was wir tun können. Das ist doch großartig, oder?

PRAXISTIPP 1: Stress und Anspannung reduzieren

Handfläche mit Punkt in der Mitte

Carola: Nimm deine linke Hand und klappe den kleinen Finger so ein,dass deine Fingerkuppe in der Mitte deiner Handfläche zum Liegen kommt. Auf diesen Punkt legst du nun den Daumen deiner rechten Hand und beginnst, den Daumen im Uhrzeigersinn kreisend zu bewegen. Arbeite erst einmal nur mit wenig Druck. Wenn das angenehm ist, kannst du den Druck leicht erhöhen. Es soll angenehm und entspannt sein.

Massiere ca. 20-30 Drehungen oder ca. 1-2 Minuten.

PRAXISTIPP 2: Schmerzen im Oberkörperbereich wie Kopfschmerz reduzieren

Hand mit angelegtem Daumen
Drei Marmapunkte an der Hand

Carola: Nimm wieder deine linke Hand und lege den Daumen eng an. Am Ende der entstehenden Falte ist der erste Marmapunkt. Hier kannst du den Daumen der rechten Hand auflegen und den Zeigefinger der rechten Hand dem Daumen gegenüber auf der Handfläche platzieren. Spüre hier die Sehne zwischen deinen Fingern und reibe dann sanft den Daumen im Uhrzeigersinn.

Wenn du dir vom ersten Marmapunkt aus eine Linie in Richtung Handgelenk denkst, kommst du dort, wo die Knochen zusammentreffen zum dritten Punkt. In der Mitte von Punkt 1 und 3 findest du dann den zweiten Marmapunkt.

Den zweiten und dritten Punkt kannst du ebenso mit dem Daumen im Uhrzeigersinn massieren wie Punkt 1. Massiere auch hier ca. 20-30 Drehungen oder ca. 1-2 Minuten.

Bei akuten Schmerzen kannst du diese Punkte täglich mehrfach behandeln. Schau einfach, was du für dich brauchst.

Melli: Danke, Carola, für den spannenden und vor allem laientauglichen Einblick in die Welt der Marma-Therapie. Jetzt freue ich mich darauf, die Marma-Therapie live zu erleben!

Yoga trotz Übergewicht ist möglich

Melli´s persönlicher Erfahrungsbericht

Ziemlich aufgeregt wegen dem Neuen/dem Unbekannten habe ich mich auf den Weg zu Carola gemacht. Wie schön, dass die Strassen baustellenbedingt gesperrt waren und ich erst einmal einen riesigen Umweg fahren musste. Natürlich bin ich deswegen voll zu spät gekommen…

Dafür gab es direkt vor dem Haus einen Parkplatz. Carola praktiziert in ihrem privaten Umfeld, sprich: sie hat einen Therapie-Raum innerhalb ihrer Wohnung. Falls das jemandem unangenehm bzw. zu intim sein sollte, hat sie auch die Möglichkeit einen Raum in einer nahe gelegenen Praxis anzumieten. Sag das einfach bei der Kontaktaufnahme und Terminbuchung.

Nach einem herzlichen Willkommen haben wir uns erst einmal an das Interview gemacht und Carola hat alle meine Fragen beantwortet. Zusätzlich wurde ich noch mit kleinen, gesunden Snacks verwöhnt… seufz, herrlich!

Blauberren, Nüsse, Erdbeeren in Schüsseln mit einer Karaffe Wasser auf dem Tisch

Dann ging es auch schon los mit der Marma-Therapie. Wie schon geschildert, kannst du die Kleidung anlassen oder ausziehen. Für Frostbeulen wie mich gibt es übrigens auch eine Heizdecke!

Zu Beginn erklärt Carola erst einmal, wo sie dich berühren wird (bei mir war es der Oberkörper, also Kopf, Hals und Arme bis zum Bauchnabel) und dann geht es auch schon los mit dem Chakra Balancing. Davon habe ich offen gesagt nicht viel gespürt, aber es hat dafür gesorgt, dass ich mich schon mal ein bisschen entspannt habe.

Die ersten Marma-Punkte hat Carola dann an meinem Kopf aktiviert. Ich kann nur sagen, dass ist herrlich und spannend zugleich. Spannend deshalb, weil meine Füße dabei gekribbelt haben. Aber kein Wunder, mit der Marma-Therapie soll ja der Energiefluss sicher- oder wieder hergestellt werden.

 Insgesamt war es eine ganz wunderbare Erfahrung! In dieser Stunde bin ich komplett runtergefahren und war am Ende ganz wohlig entspannt. Ich habe herrlich geschlafen in der Nacht.

 Wenn du dich nicht nur mit den vorgenannten Tipps selbst massieren, sondern einmal das volle Erlebnis mit einem professionellen Marma-Therapeuten genießen möchtest, dann probiere es am besten aus und mach deine eigene Erfahrung.

 Für den Raum Dortmund/Schwerte kann ich dir Carola von vitalize-me wärmstens empfehlen. Hier der Link zu ihrer Website: vitalize-me.de

Übrigens, Carola bietet auch Gutscheine an. Falls du bald Geburtstag hast oder Weihnachten vor der Tür steht, ist das vielleicht eine schöne Idee für deine Lieben, womit sie dir etwas Gutes tun können.

Melli mit Marma-Therapeutin Carola

PS: wie du siehst, ist man nach der Therapie ein bisschen strubbelig. Kein Wunder, denn viele Marma-Punkte liegen am Kopf. Aber es ist das „strubbelig werden“ definitiv wert 😊

Yoga trotz Übergewicht ist möglich

Wenn du mehr von mir lesen möchtest, schau dir gern meine Artikel z.B. aus der Kategorie asana-Lexikon an. Hier stelle ich dir klassische asanas vor und wie du sie in der Curvy-Variante mit ordentlich Bauch, Bein, Busen und Po durchführen kannst.