Mit Yule öffnet sich das zweite Tor im Jahresrad. Es wurde seit jeher in der Zeit um die Wintersonnenwende gefeiert – also zwischen dem 20. und 23. Dezember, wenn die Sonne ihren tiefsten Stand erreicht. Für unsere Vorfahren war dies ein heiliger Wendepunkt. Die längste Nacht war überstanden und nun kehrte das Licht langsam zurück. Yule – oder die Wintersonnenwende – war deshalb sowohl ein Fest der Stille als auch der Freude.

 

Der Ursprung von Yule

Yule wurde vor allem in nordischen und keltischen Kulturen gefeiert. Die Feierlichkeiten begannen meist mit dem Entzünden des Yule-Feuers oder eines großen Holzscheit im Herd. Das Feuer brannte oft über mehrere Tage und seine Asche brachte man auf den Feldern aus, um sie im kommenden Jahr fruchtbar zu machen.

Ein weiterer wichtiger Bestandteil war das Schmücken des Hauses mit Immergrün: Tannenzweige, Misteln, Efeu oder Stechpalme galten als Lebenssymbole. Sie wurden als heilige Pflanzen geehrt, weil sie selbst im kalten Winter und der ansonsten kahlen Natur grün bleiben.

Wusstest du, dass viele unserer heutigen Weihnachtsbräuche genau in diesen alten Yule-Traditionen wurzeln?

Der immergrüne Baum – heute als Weihnachtsbaum bekannt – war einst ein Symbol für das ewige Leben. Menschen schmückten Tannen oder Mistelzweige mit Äpfeln und getrockneten Früchten, um die Lebenskraft der Natur zu ehren, die auch im Winter weiter besteht.

Das heutige Licht in unseren Gärten, Fenstern oder auf dem Adventskranz erinnert an das Yule-Feuer.

So fließen in unserem heutigen „Weihnachten“ viele Fäden aus alten, erdverbundenen Festen zusammen. Yule erinnert uns an den Ursprung all dieser Bräuche: das Feiern des Lebens, der Liebe und des Lichts – mitten im Dunkel des Winters.

 

Die Energie dieser Zeit

Die Energie von Yule erinnert uns daran, dass jedes Licht aus der Dunkelheit entsteht. Energetisch steht dieses Tor für eine Schwelle: auf der einen Seite die Innenschau, der Rückzug in die Dunkelheit und auf der anderen Seite das Licht, das Erwachen, die Vision von etwas Neuem.

Die Nacht der Wintersonnenwende gilt daher auch als Nacht der Visionen. Perfekt also, um zu schöpfen und unsere Herzenswünsche für das 13-Wünsche-Ritual zu kreieren.

Wie in der Natur entsteht wahre Erneuerung nämlich nicht im Außen, sondern im Inneren, in deinem Herzen. Der Samen in der dunklen Erde ruht über den Winter, er schöpft Kraft und Energie. Noch ist nichts sichtbar, und doch schon vorhanden. Im Frühling dann wird er wachsen und erblühen – wie deine Herzenswünsche.

Wenn du mehr zum 13-Wünsche-Ritual und den kommenden
Rauhnächten wissen möchtest, lies meinen Blogartikel Die Magie der Rauhnächte – Zeit zwischen den Jahren voller Wandlung, Klarheit und Herzenswünschen

Yule ist also die Zeit der Stille, der Einkehr. In der Dunkelheit sammelt sich Kraft. Die Sonne wird wiedergeboren – ein Symbol für die Wiedergeburt des Lebens und unserer inneren Visionen.

Wir dürfen innehalten, loslassen, was zum alten Zyklus gehört, und uns öffnen für das, was wachsen will.

Diese Energie kannst du spüren, wenn du in diesen Tagen besonders achtsam bist.

 

Ayurvedische Qualität von Yule

Im Ayurveda entspricht Yule der Kapha-Zeit – ruhig, erdend, nährend. Der Körper braucht jetzt Wärme, tiefe Ruhe und gehaltvolle Nahrung. Gekochte Eintöpfe, ofengeröstetes Wurzelgemüse und warme Getränke nähren jetzt deinen Körper und deine Seele.

 

Rituale zur Wintersonnenwende

Es gibt verschiedene Rituale, die du zur Zeit der Wintersonnenwende praktizieren kannst. Einige davon möchte ich dir hier kurz vorstellen:

1. Loslassen und transformieren

Loslassen kann eine befreiende Wirkung haben. Manche alten Gewohnheiten, Gedanken, Beziehungen etc. sind uns nicht mehr nützlich und müssen nicht länger festgehalten werden. Wenn wir Altes loslassen, können wir uns für Neues öffnen.

Für dein symbolisches Loslassen brauchst du:

  • Zettel und Stift
  • Feuerfestes Gefäß z.B. Aschenbecher

Schreibe nun alles auf, was du nicht ins neue Jahr mitnehmen möchtest und verbrenne den Zettel anschließend in deinem feuerfesten Gefäß.

 

2. Das 13-Wünsche-Ritual

  • Mache dir zur Wintersonnenwende eine Liste mit Wünschen, die sich im nächsten Jahr erfüllen sollen.
  • Wähle 13 davon aus.
  • Schreibe diese 13 Wünsche auf jeweils einen Zettel. Diese Zettel werden dich in den kommenden Rauhnächten begleiten.
  • Falte die Zettel zusammen, so dass du den Inhalt nicht mehr lesen kannst und gib sie in ein Gefäß.
  • In jeder Rauhnacht (beginnend ab dem 25.12.) ziehst du dann einen Zettel aus dem Gefäß und verbrennst ihn, ohne ihn angeschaut zu haben.
  • Damit übergibst du den Wunsch an das Universum, an Gott, an deine Ahnen…(was dich persönlich am meisten anspricht), damit diese den Wunsch für dich erfüllen.
  • Da es nur 12 Rauhnächte sind, ist am letzten Tag noch ein Zettel übrig.
  • Diesen 13. Wunsch öffnest du: Das ist ein Wunsch, um dessen Erfüllung du dich im neuen Jahr selbst kümmern darfst.

Wenn du mehr zum 13-Wünsche-Ritual und den kommenden
Rauhnächten wissen möchtest, lies meinen Blogartikel Die Magie der Rauhnächte – Zeit zwischen den Jahren voller Wandlung, Klarheit und Herzenswünschen

 

3. Orakeln

Ziehe eine Orakelkarte für das kommende Jahr. Du kannst auch Tarotkarten, Weisheitskarten oder Runen benutzen. Diese Karte ist das Thema, das dich das kommende Jahr begleitet.

 

4. Träume notieren

Achte in dieser Nacht und der kommenden Zeit der Rauhnächte besonders auf deine Träume, denn man sagt, dass diese Träume in Erfüllung gehen bzw. Hinweise dazu geben können, was dich im neuen Jahr erwartet.

Du kannst hier eine Art Tagebuch führen und dir alles notieren, was du träumst. Wenn du nichts träumst, mach dir keinen Stress und nimm es, wie es ist.

 

5. Yule Kerze anzünden

Zu Yule wird eine Yul-Kerze eingeweiht. Sie sollte möglichst groß sein, damit sie während des Jahres oft angezündet werden kann. Sie ist eine Glückskerze und bringt gute Energien mit. Ideal ist weiß als Farbe, aber es geht auch jede andere Farbe, die dir stimmig erscheint.

Falls es Dein erstes Mal ist: Entzünde eine neue Kerze und weihe sie ein.

Falls Du bereits eine Yul-Kerze vom letzten Jahr hast: Brenne die alte Kerze komplett ab und zünde kurz vor dem Abbrennen an der alten Kerze die neue an. Somit geht das Licht nie aus.

Wenn du zum 1. Tor des Jahreskreises – Samhain – Kerzen entzündet hast, nimm gern diese und stelle sie bei jedem weiteren Jahreskreisfest dazu.

 

6. Jahresrückblick

Gönne dir die Zeit und reflektiere die einzelnen Monate des vergangenen Jahres. Meist haben wir das Gefühl, nichts erreicht zu haben, nichts erlebt zu haben und stecken fest in einem Mangelgefühl.

Alle um uns herum erzählen, wie schlecht es ihnen geht und das verleitet dazu, sich selbst das Schöne und Positive nicht bewusst zu machen – wir wollen uns ja anpassen und dazu gehören.

Nimmst du dir jedoch die Zeit der Rückschau, wirst du feststellen, dass du sehr viel erreicht, wunderbare Abenteuer erlebt hast und viele Momente der Fülle entweder allein, mit Freunden oder der Familie genießen durftest.

Meine Empfehlung: Nimm dir unbedingt die Zeit, jeden einzelnen Monat oder jedes Quartal zu reflektieren (oft ist es hilfreich, einfach mal durch den Foto-Ordner auf dem Handy oder deinen Terminkalender zu scrollen ;-)).

 

Yule – Das Licht in dir

Yule lädt uns ein, das Licht in uns selbst wieder zu entdecken – leise, sanft und strahlend zugleich. In der dunkelsten Zeit des Jahres entsteht der Keim des Neuen, noch unsichtbar, aber voller Kraft.

Wenn wir in der Stille verweilen, können wir die Magie dieses Neubeginns spüren: das sanfte Erwachen, die Rückkehr der Sonne, das Versprechen des Lebens.

So wie die Erde unter Schnee und Frost neues Leben bereithält, tragen auch wir in unserem Inneren Samen, die im kommenden Jahr erblühen wollen.

Diese Zeit erinnert uns daran, dass es kein äußeres Tun braucht, um zu wachsen – nur Vertrauen, Hingabe und das Bewusstsein, dass Licht und Dunkelheit stets zusammengehören.

Möge Yule dich daran erinnern, dein inneres Feuer zu hüten, es liebevoll zu nähren und mutig in das neue Jahr hineinzutragen.

 

Alles Liebe für dich
Melli